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Karl von Wogau: Europa muss unsere Energiesicherheit mitfinanzieren


Die Energiesicherheit in Europa stand im Mittelpunkt der 21. Reinacher Wirtschaftsgespräche, zu denen der südbadische Europaabgeordnete Karl von Wogau nach Freiburg-Munzingen eingeladen hatte. Dabei sprach sich Karl von Wogau für einen europäischen Anteil an der Finanzierung von Projekten aus, die für die gesamte Europäische Union von Bedeutung sind. Als Beispiele nannte er die Ostseepipeline im Norden, zu der auch Polen Zugang haben müsse, und die Gasversorgungspipeline Nabucco, die im Süden von Kasachstan bis nach Mitteleuropa führen soll. Es gehe dabei um die Energiesicherheit der Verbraucher in allen Mitgliedsländern der Gemeinschaft.

Als Hauptrednerin konnte von Wogau die Vorsitzende des Ausschusses für Industrie und Energie im Europäischen Parlament, Angelika Niebler (CSU), gewinnen. Zunächst ging die Abgeordnete aus München auf den Zusammenhang von Energiesicherheit, Klimawandel und der Bezahlbarkeit der Energiepreise ein. Der weltweite Energieverbrauch werde noch zunehmen. Zur Veranschaulichung verwies sie darauf, dass in Indien mit über einer Milliarde Einwohnern nur die Hälfe der Haushalte an das Stromnetz angeschlossen sei. Ähnlich sei die Situation in China. Der Energieimport der Europäischen Union liege derzeit bei 50 Prozent und werde bis zum Jahr 2030 auf 70 Prozent ansteigen. Durch diese steigende Abhängigkeit sei es wichtig gleichermaßen den Energieverbrauch zu senken und weitere Energiequellen zu erschließen. In ihren Ausführungen verwies die CSU-Europaabgeordnete auf die Notwendigkeit der Nutzung von Kernenergie wie auch den Ausbau bei erneuerbaren Energien.

In Europa gebe es noch keinen Energiebinnenmarkt, sondern nationale Märkte. Das wirke sich auch auf die Wettbewerbssituation und damit die Preise aus. Für die Trennung von Energienetzen und dem Energieverkauf sehe sie für Deutschland keine Vorteile. Das sogenannte „unbundling“ sah Angelika Niebler deshalb auch kritisch. Diese Aufteilung in Netzbetreiber und Energielieferanten, wie sie beispielsweise in Großbritannien und anderen europäischen Ländern durchgeführt wurden, habe für die Verbraucher nicht zu den erhofften niedrigeren Energiekosten geführt.

In der anschließenden Diskussion sprach der Rottweiler Landrat Wolf-Rüdiger Michl das Problem der Speicherkapazitäten für Gas an. In den vergangenen Wochen sei durch die teilweise unterbrochenen Gaslieferungen deutlich geworden, dass insbesondere in südosteuropäischen Ländern wie Bulgarien und Rumänien kaum Speicherkapazitäten vorhanden seien, was bei Lieferengpässen sehr schnell zu großen Problemen in der Energieversorgung führe.

Dieter Grether von der Firma Heinrich Schmid wies darauf hin, dass ein großes Sparpotenzial in der Wärmedämmung von Gebäuden liege, das nicht ausreichend genutzt werde. Er wünsche sich von den politischen Entscheidungsträgern hier eine größere Unterstützung.

Professor Gerhard Schönbach machte an diesem Abend darauf aufmerksam, dass die Technik der sogenannten Aufwindkraftwerke ein großes Potenzial darstelle. Dabei würde Luft durch Sonnenkraft erhitzt. Diese erwärmte Luft steige in einem Turm nach oben und treibe dadurch eine Turbine an. Diese Technologie wurde schon 1903 erstmals beschrieben und von dem Stuttgarter Architekten Jörg Schlaich in einer Versuchsanlage in Manzanares in Spanien in einer Versuchsanlage erfolgreich eingesetzt.

Angelika Niebler, Karl von Wogau