Karl von Wogau: Frage der Raketenabwehr aus europäischer Perspektive Erörtern
Karl von Wogau, Vorsitzender des Unterausschusses Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament, hat die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu aufgerufen, die Frage der Raketenabwehr aus europäischer Perspektive zu erörtern:
"Es handelt sich um eine Frage, die für unsere gemeinsame Sicherheit in Europa von Bedeutung ist und zu der wir einen gemeinsamen Standpunkt finden sollten. Bei der gegenwärtigen Diskussion geht es in erster Linie um einen Schutz der Vereinigten Staaten vor Raketenangriffen aus so genannten Schurkenstaaten. Entweder eine solche Gefahr besteht tatsächlich - dann stellt sich die Frage, ob es nicht notwendig wäre, ein Abwehrsystem zu schaffen, das auch Europa schützt -, oder eine solche Gefahr besteht nicht, dann stellt sich die Frage, ob ein solches System überhaupt Sinn macht."
Den Hinweis, dass der Iran zurzeit wahrscheinlich noch keine Raketen besitzt, die Mitteleuropa erreichen können, lässt von Wogau nicht gelten:
"Es dauert wesentlich länger, ein zuverlässiges System zur Raketenabwehr aufzubauen, als es dauert, Raketen zu bauen."
Bei dem geplanten Abwehrschild müsse auch die Fall-Out-Problematik berücksichtigt werden, so von Wogau:
"Aus europäischer Sicht muss auch geklärt werden, welche Gefahren mit dem Abschuss von Raketen über Europa verbunden sind. Wird eine Rakete, die sich auf dem Weg nach Nordamerika befindet, von Polen aus über Deutschland abgeschossen, so ist davon auszugehen, dass die Trümmer über Deutschland, Frankreich oder den Benelux-Staaten niedergehen."